Bücher

 

Book Cover web

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Prolog

Dieses Buch ist kein Kinderbuch, auch wenn die bunten Figuren es suggerieren könnten. Ich habe sie übrigens „Philotrons“ getauft. Auf der nächsten Seite werde ich sie Ihnen näher vorstellen. Ich habe sie erfunden, um mit ihrer Hilfe an Beispielen aus verschiedenen Bereichen des Lebens zum Denken anzuregen. Dabei geht es mir nicht um die Hirntätigkeit an sich – wir denken ja permanent – sondern um Denken im philosophischen Sinne. Beim Lesen dieses Buches werden Sie schnell feststellen, dass das nicht nur eine schöngeistige Übung ist, sondern einen direkten Bezug zum Leben hat, in der Schule, im Beruf, in der Politik, beim Militär und darüber hinaus êinen positiven Einfluss auf den inneren und äußeren Frieden unserer Gemeinschaft hätte. Worum es in diesem Buch geht, hat Kant im folgenden Zitat auf den Punkt gebracht.

» Der Mensch kann entweder bloß dressirt, abgerichtet, mechanisch unterwiesen oder wirklich aufgeklärt werden. Man dressirt Hunde, Pferde, und man kann auch Menschen dressiren. [ … ] Mit den Dressiren aber ist es noch nicht ausgerichtet, sondern es kommt vorzüglich darauf an, dass Kinder denken lernen. Das geht auf die Prinzipien hinaus, aus denen alle Handlungen entspringen « (Kant 1803, S. 450), zitiert aus „Radikaler Konstruktivismus“ von Ernst von Glasersfeld.

Die Prinzipien, die der Philosoph meint, umschreiben einen anständigen Menschen, dessen Einzigartigkeit auf eine Transzendenz oder auch Göttlichkeit hinweist. In diesem Sinne ist für mich Menschenführung nicht nur Methode, um Funktionalität zu erhöhen, sondern per se der achtsame Umgang ohne Bedingung mit dem anderen und sich selbst. Wenn wir uns darauf einließen, wir würden staunen, wie viel Möglichkeiten sich uns dann auftun.

 

 

Leseprobe

Unnötige Kriege

Empathie ist die Fähigkeit, sich in Gedanken und Gefühle anderer hineinversetzen zu können.

 

Der britische Premierminister Winston Churchill nannte den zweiten Weltkrieg einmal den unnötigen Krieg. Im Vorwort zu seinen Memoiren schreibt er:

„Eines Tages sagte mir Präsident Roosevelt, dass er die Öffentlichkeit um Anregung ersuche, wie der Krieg benannt werden soll. Ich erwiderte sofort: ´Der unnötige Krieg`. Niemals hätte sich ein Krieg leichter verhindern lassen als dieser, der soeben alles vernichtet hat, was von der Welt nach dem vorangegangenen Kampf noch übriggeblieben war. Die menschliche Tragödie erreicht ihren Höhepunkt darin, dass wir nach allen Mühen und Opfern von Hunderten von Millionen Menschen und nach den Siegen der gerechten Sache noch immer nicht Frieden oder Sicherheit gefunden haben, und dass wir uns inmitten von Gefahren befinden, die noch schlimmer sind, als die überwundenen.“ – Winston Spencer Churchill, Churchill Memoiren Band I., 1948, S. 15 – Ich bin der Überzeugung, dass die meisten Kriege (kalte wie heiße) unnötig sind. Sie sind unnötig, weil ihre Ursache im Menschlichen zu finden ist und wir sie daher abstellen können. Wenn wir das nicht tun, dann besteht die Gefahr, dass wir bald wieder einen unnötigen Krieg erleben, nämlich zwischen der US geführten NATO und dem von Putin geführten Russland. Dieser kleine Artikel soll einen bescheidenen Beitrag dazu leisten, dass es nicht so weit kommt. Der Glaubwürdigkeit wegen möchte ich den britischen Premier noch einmal bemühen. Der nannte die gegen Deutschland verhängten Wirtschaftssanktionen des Versailler Friedensvertrages von 1919 als “böse und töricht”. Der französische Marschall Foch bemerkte zur Unterzeichnung des Versailler Vertrages:” Das ist kein Friede. Das ist ein Waffenstillstand für zwanzig Jahre.” – Die Diktate der Sieger gegenüber Deutschland entsprachen einem Zeitgeist, dessen Ursachen anscheinend universellen Charakter haben, wie die heutige Politik des Westens gegenüber Russland beweist. Die Ursache lautet: Mangelnde Empathie. Und die wiederum hat auch ihre Ursache: Die weitverbreitete Unfähigkeit bzw. Verweigerung, ganzheitlich zu fühlen und denken. Churchills Beschreibung des Zeitgeistes in Großbritannien nach Ende des ersten Weltkrieges spricht für sich:

“Die breiten Massen hatten von den einfachsten wirtschaftlichen Tatsachen keine Ahnung, und die Parteiführer wagten mit Rücksicht auf ihre Wähler nicht, sie darüber aufzuklären. Die Presse besprach und unterstrich nach altem Brauch die vorherrschenden Ansichten.” – Ebda, S. 22

Für mich hat Churchills Erkenntnis, dass mangelnde Empathie zum 2. Weltkrieg geführt hat, eine erschreckende Aktualität. Die Politik des Westens gegenüber Putins Russland zeugt m.E. von einer Empathielosigkeit, die ebenfalls von einer gleichgeschalteten vorherrschenden Ansicht in weiten Teilen der Bevölkerung sowie bei Politikern und Journalisten getragen wird. Als besonders erschreckend empfinde ich, dass diejenigen, die sich um Empathie bemühen, als “Russlandversteher” beschimpft werden. Dabei laufen wir offenen Auges in einen zweiten Kalten Krieg hinein, der ganz schnell heiß werden kann, wie man ansatzweise im Syrienkonflikt erleben konnte. Sicher ist: Die Konflikt-Protagonisten haben Interessen, und Moral und Gesetz gehören nicht dazu, wie deren Realpolitik immer wieder zeigt. Sie sind Mittel zum Zweck. Sicher ist auch, dass Krieg nicht im Interesse von Staaten sein kann, die aus der Globalisierung Nutzen ziehen. Die Verhinderung unnötiger Kriege ist damit ein Gebot der Vernunft. Daraus folgt, dass die Lösung von Konflikten nur gewaltlos geschehen darf. Empathie ist der Schlüssel dazu. Was einer empathischen Konfliktlösung im Wege steht, soll der folgende fiktiven Dialog zwischen Frau Merkel und Herrn Putin deutlich machen.

Frau Merkel: Wladimir, die Einverleibung der Krim war eine brutale Landnahme. Damit hast Du die Souveränität der Ukraine verletzt, die Länder Osteuropas in Angst und Schrecken versetzt und gegen internationales Recht verstoßen. Die internationale Gemeinschaft musste reagieren. Die Wirtschaftssanktionen werden bleiben und die NATO-Aufrüstung wird weitergeführt, bis Du die Krim wieder an die Ukraine zurückgegeben hast.

Herr Putin: Angela, die NATO-Osterweiterung war ein eklatanter Verstoß gegen den Geist der 2+4 Gespräche, der die bewaffnete Konfrontation in Europa endlich beenden sollte. Gorbatschow hat damals das östliche Militärbündnis aufgelöst. Das westliche Militärbündnis wurde nicht aufgelöst. Ganz im Gegenteil. Man hat konsequent alle ehem. Staaten des Warschauer Paktes in die NATO hineingeholt und damit defacto den Machtbereich der USA in Europa immer weiter nach Osten geschoben. Als die Ukraine dran war, musste ich reagieren. Mit der Ukraine in der NATO wäre die Krim und damit das Schwarze Meer amerikanisch geworden. Vor dem Hintergrund der leidvollen Aggressionen, die Russland von Mächten aus dem Westen erfahren hat, konnte ich das nicht zulassen. Russland wird seine Grenzen zu schützen wissen.

Frau Merkel: Wladimir, Du kennst doch die internationalen Regeln. Jeder Staat hat das Recht, sich kollektiven Sicherheitssystemen anzuschließen. Von diesem Recht haben die Länder Ost-Europas Gebrauch gemacht. Die NATO ist ein Verteidigungsbündnis. Wenn Russland friedliche Absichten hat, gibt es keinen Grund, sich vor uns zu fürchten.

Diese beiden Konflikt-Positionen stehen sich seit Jahren unlösbar gegenüber. Jede Seite glaubt, dass die Argumente des anderen vorgeschoben sind und unterstellt eine versteckte Agenda, die den Regeln des Nullsummen-Spieles folgt. Dem anderen sein Gewinn ist der eigene Verlust. Damit ist eine friedliche Konfliktlösung so gut wie ausgeschlossen. Aus diesem Dilemma kommen wir meines Erachtens nur heraus, wenn wir das beherzigen, was bei Konflikten im zwischenmenschlichen Bereich als die wichtigste Regel nicht mehr in Frage gestellt wird. Die Bereitschaft zur Empathie. Was das im Politischen verhindert, benennt Churchill in seinem zweiten Zitat. Es ist öffentliche Meinung, und die wird weitgehendst geprägt durch die veröffentlichte Meinung. Wenn unsere Medien über den Konflikt des Westens mit Russland weniger konfrontativ, sondern mehr empathisch informativ berichten würden, wäre eine öffentliche Diskussion möglich, die von ganzheitlichem Fühlen und Denken geprägt wäre. Der sich daraus entwickelnden politischen Stimmung könnten sich die verantwortlichen Politiker nicht entziehen. Eine empathische Sicherheitspolitik wäre möglich. Sie scheint für mich der einzige Weg, nicht nur unnötige Kriege zu verhindern, sondern Krieg an sich unnötig zu machen.

 

 

Taschenkarte

 

 

Bisher erschienen

https://www.amazon.de/Taschenkarte-Verhalten-Ich-Ber%C3%BChrung-Kurzgeschichten-Kaffeemaschinen/dp/3863861450